Abgrenzung Therapie und Beratung

Modul 6

ein Beispiel

Marlene ist 24 und Hausfrau. Da Marlene sehr schnell nach ihrem Schulabschluss heiratete und bald ihr Sohn zur Welt kam, hat sie nie eine Ausbildung gemacht. Ihr Mann arbeitet viel und sie ist oft alleine zu Hause mit dem kleinen Sohn. Marlene ist eine sehr fürsorgliche, zum Teil überbesorgte Mutter. Ihr Sohn war besonders im ersten Lebensjahr häufig sehr krank und Marlene hat sich in dieser Zeit angewöhnt, oft die Hände zu waschen. Das gab ihr das Gefühl, das Kind vor Krankheiten schützen zu können. Auch sonst achtet Marlene sehr auf Sauberkeit. Inzwischen ist ihr Sohn vier Jahre alt und kerngesund. Marlene legte die Angewohnheit, sich oft die Hände zu waschen, jedoch nicht ab. Im Gegenteil, inzwischen verspürt sie alle paar Minuten das Bedürfnis, sich gründlich die Hände zu reinigen.

Ihren Mann stört das schon lange. Zunächst machte er sich darüber lustig, dass man nicht einmal mehr in Ruhe einen Film schauen kann, ohne dass seine Frau immer wieder ins Bad läuft, nachdem sie etwas gegessen oder angefasst hat. Nach und nach macht sich Marlenes Mann jedoch Sorgen wegen des Verhaltens seiner Frau und zeigt sich immer häufiger genervt. Auch Marlene fühlt sich in ihrem Alltag beeinträchtigt, doch hat sich in ihr der Glaube, nur auf diese Weise die Gesundheit ihres Kindes gewährleisten zu können, so festgesetzt, dass sie ihre Handlung nicht mehr unter Kontrolle hat. Sie sucht einen Coach auf, weil sie sich sonst für psychisch gesund hält.

Ziele des Fachmoduls

Das Verhalten von Marlene weist Muster auf, die für eine Therapiebedürftigkeit  sprechen. Hier ist entscheidend biographisch hinter die Lebensgeschichte zu schauen, ob es in einer anderen Phase des Lebens oder innerhalb der Familie ähnliche Verhaltensmuster gab. Zwänge deuten auf tiefer liegende Ängste hin, die nicht für eine Lebenskrise sprechen. Lebenskrisen können mit Coaching begleitet werden. In dem Fachmodul geht es um die Entwicklung eines Gespür für Therapiebedarf. Es gilt auf die geschilderten Situationen zu achten und wie intensiv dahinterliegende Gefühle sind. Wir werden an Grenzfällen arbeiten und exemplarisch die notwendige Sensibilität entwickeln. Sie erhalten einen Einblick in grundlegende psychische Störungen und deren Verhalten aus der Symtomebene.

Inhalte

  • Fallarbeit Grenzfälle
  • psychische Störungsbilder und Symptome
  • Grenze zur Therapie
  • Ebenen des Tiefens
  • Abbruch eines Coachings